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wer spricht? Reflexionen zur Vermittlung

Zumeist stehen Objekte im Zentrum von Ausstellungsbesuchen, doch die Exponate erzählen Geschichten nur in Verbindung mit Sprache. Raumtexte, Objektbeschriftungen, Führungen, Leitsysteme, digitale Medien usw. stellen jene Kontexte her, die die Thesen von Ausstellungen erst nachvollziehbar machen. In Workshops geht schnittpunkt Fragen nach Autorität und AutorInnenschaft der Vermittlung in Museen und Ausstellungen nach: Wie werden Texte und Erklärungen im Museum wahrgenommen? Welche Funktion hat das Sprechen als Form der Auseinandersetzung? Welche Botschaften werden in welcher Form vermittelt? Wie wirken diese auf die Wahrnehmung der Objekte und der Ausstellungsinhalte zurück?

"Wer spricht?" widmet sich spezifischen Handlungsfeldern der Vermittlung. Wer sind die AkteurInnen der personalen und medialen Vermittlung? Wer ist in den Institutionen für die Produktion von Sprache verantwortlich? Wie verhält sich die Autorität des Museums zu den Vermittlungsangeboten? Inwieweit ist die Vermittlung der Institution verpflichtet? Wie kritisch kann/darf/soll sie sein?

Although objects are usually the focus of the attention of exhibition visitors, they tell their stories only in connection with language. It is the accompanying wall texts, object labels, guided tours, signage, digital media, etc., that establish contexts that ultimately make the premise of the exhibition comprehensible. In a two-day workshop, schnittpunkt will pursue the question of authority and authorship of communication in museums and exhibitions: How are texts and explanations perceived in museums? What is the function of speech as a means of discourse? What are the messages being relayed, and in what form? How do they influence the perception of the objects and the concepts of the exhibition? Who are the active players in the game of communicating to the individual or to the media? Who is responsible for the production of language in the institutions? What is the relation between the authority of the museum and the mediation it offers? How far is the educational programme bound to the institution? How critical can/may and should this be?

who is speaking? reflections on communication dedicates half-day to each specific aspect of communication. Beginning with theoretical presentations, speech-production in exhibitions will be examined by means of concrete examples. 
 

05: Audioguides

ReferentInnen: Andreas Spiegl und Luisa Ziaja
Moderation: Beatrice Jaschke und Nora Sternfeld (schnittpunkt)

17. Jänner 2004, 10.00–19.00 Uhr
basis-wien_MQ infopool, museumsplatz 1, 1070 wien

Audioguides kommen als Vermittlungsmedien in Ausstellungen zunehmend zum Einsatz, theoretische Reflexion und Auseinandersetzung gibt es jedoch noch wenig. Erste Experimente mit der Audio-Tour in Ausstellungen gab es bereits in den fünfziger Jahren; seit den 1990er Jahren kann man von einer expansionsartigen Verbreitung in internationalen Ausstellungshäusern sprechen. Mit einer gewissen Euphorie werden neue Möglichkeiten des Mediums diskutiert und erprobt. So werben internationale Akustik-Medienfirmen mit Slogans wie: "Bestimmen Sie selbst, ob Sie ihre persönliche Besucherführung per Knopfdruck starten möchten." Der Einzug von Audio Guides in das Vermittlungsrepertoire von Museen verdankt sich vor allem der Vorstellung, dass durch das Medium eine größere Selbstbestimmtheit der BesucherInnen gewährleistet ist. Interaktivität verspricht eine individuelle Auswahl von Objekten und persönliches Zeitmanagement für den selbst gewählten Rhythmus einer Ausstellungsführung. Hinzu kommt der Anschein, dass durch Zitate und Originaltöne Kontexte unmittelbarer vermittelt werden. Die dabei transportierten hierarchischen Verhältnisse einer "Stimme aus dem Off" als Leitsystem in Institutionen werden zumeist nicht thematisiert.

Der Workshop widmet sich den Möglichkeiten und Grenzen von Audio Guides als Vermittlungsmedien sowie einer theoretischen Infragestellung ihrer inhärenten Logiken und Mechanismen im Kontext von Institutionen. Inwieweit schreibt sich der Audio Guide in eine Geschichte der Kontrolle als "freiwillige Selbstregulation" von BesucherInnen in Ausstellungen ein? Während es eine lange Diskussion in der Filmtheorie über die Rolle der Off-Stimme im Dokumentarfilm gibt, bleibt diese Auseinandersetzung im Medium Ausstellung weit gehend ausgeblendet. 

Im Kontext der Leitfrage "Wer spricht?" greift der Workshop Reflexionen über das Zusammenspiel von Sprache und Objekt in Ausstellungen sowie über die Wirkungsmacht der "körperlosen Stimme" des Audio Guides auf und fragt nach der Autorität von SprecherInnen die gehört werden, aber nicht gesehen. Luisa Ziaja gibt Einblick in konzeptuelle Hintergründe und praktische Umsetzungsfragen für einen Audio Guide im MUMOK, Wien. Andreas Spiegl untersucht die Eigenlogiken des Mediums und unterzieht die "Fernsteuerung" von sich scheinbar eigenständig bewegenden BesucherInnen einer theoretischen Analyse. 

 

04: Kinder & Jugendaktionen

Referentinnen: Claudia Ehgartner und Rahel Puffert
Moderation: Beatrice Jaschke und Nora Sternfeld (schnittpunkt)

10. Jänner 2004, 10.00–19.00 Uhr
basis-wien_MQ infopool, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Die Angebote für Kinder und Jugendliche in Ausstellungen werden seit den 70er Jahren immer zahlreicher und diversifizierter. Sie reichen heute von themenspezifischen Kinderführungen bis zu Puppentheater, Übernachtungen im Museum, SchülerInnen-führen-SchülerInnen Aktionen bis zu partizipatorischen Projekten mit Jugendlichen, bei denen zum Beispiel nachhaltige Eingriffe in Ausstellungen entwickelt werden. Darüber hinaus eröffnen Kindermuseen wie das "Zoom" in Wien und das jüngst eröffnete "Frida und Fred" in Graz eigene Möglichkeiten der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Der Workshop geht Fragen hinsichtlich der Methoden und Ansätze aktueller Vermittlungspraktiken nach. Heute scheint eine gewisse Skepsis gegenüber "Frontalunterricht" und "abprüfbaren Leistungsnachweisen" in der Vermittlung durchaus Konsens geworden zu sein. Mit der "personal- und zeitintensiven" Vermittlungsarbeit und dem Primat der selbständigen Erkundung der Ausstellungen durch die Jugendlichen hat etwa das Projekt "Kolibri flieg" und im Anschluss daran der Verein Stördienst im Museum Moderner Kunst in Wien ab Mitte der 80 er Jahre Ansätze entwickelt, die auch über Kunstmuseen hinaus weitgehend zum Standard geworden sind: Vermittlung wird zunehmend als Interaktion verstanden, bei der Jugendliche in ihrer Selbsttätigkeit ernst genommen und gefordert werden. In der Weiterentwicklung dieser Strategien geht es heute verstärkt um partizipatorische Ansätze und Kontextualisierungen in Gesprächen, bei denen mit Jugendlichen und nicht für sie gearbeitet wird.

Diese Ansätze würdigend und ihre historische Tiefen- und Breitenwirkung respektierend, will der Workshop ihre impliziten Prämissen in den Blick nehmen, sie durchaus gegen den Strich bürsten und zur Gewohnheit gewordene Selbstverständlichkeiten in Frage stellen: Ist der pädagogische Leitsatz Jugendliche seien "dort abzuholen, wo sie stehen" und das damit verbundene Anknüpfen an eigene Erfahrungen und Gewohnheiten wirklich das, was Vermittlungsarbeit in Ausstellungen heute leisten soll? Wie viel Selbstbestimmtheit fordern und vertragen solche Vermittlungsmodelle? Inwiefern werden die eigenen stereotypen Vorstellungen und Bilder sowie Brüche in den Ausstellungserzählungen in den Blick der Vermittlung genommen?

 

03: Überblicksführungen

Referent: Oliver Marchart
Praxisinput und Moderation: Beatrice Jaschke und Nora Sternfeld (schnittpunkt)

14. Dezember 2003, 10.00–19.00 Uhr
Büro für Kulturvermittlung, Gumpendorfer Strasse 8, 1060 Wien

Führungen spielen in der Geschichte des modernen Museums eine wesentliche Rolle in der musealen Aufgabe der "Vermittlung" von Ausstellungsinhalten. Damit einher ging sehr oft die Frage nach dem Know How für "richtig gemachte" Führungen: Bereits bei der Einführung von "guides" und "demonstrators" im London des späten 19. Jahrhunderts wurden Handlungsanweisungen für unterschiedliche instruktive Techniken weitergegeben. Der Workshop wird nicht versuchen, sich in diese Tradition einzuschreiben. Vielmehr werden unterschiedliche Herangehensweisen an das Vermittlungsformat "Überblicksführung" im Hinblick auf die Mechanismen analysiert, die durch freiwillige Selbstregulation gesellschaftliche und politische Disziplinierung stattfinden lassen.

Im Mittelpunkt steht dabei eine Auseinandersetzung mit den didaktischen Mitteln, mit Hilfe derer der herrschende Wissensdiskurs durch die Erzeugung von Wahrheitseffekten aufrechterhalten wird. Mit welchen Techniken wird eine ungebrochene lineare Erzählung suggeriert? Inwiefern werden alle möglicherweise auftauchenden Fragen der BesucherInnen bereits vor ihrem Entstehen im Keim erstickt? Findet eine Kontextualisierung der Ausstellung innerhalb der Institution statt? Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Befragung der Möglichkeiten einer emanzipatorischen Vermittlungspraxis. Wie kann eine Ausstellungsvermittlung aussehen, in der Rahmenbedingungen institutioneller Logiken offen gelegt werden? Wie können Gegenerzählungen stattfinden und andere Perspektivierungen eingebracht werden? Unter welchen Bedingungen und mit welchen Mitteln können Ausstellungen zu Kommunikationsräumen werden? Welche Funktion Hat das Sprechen als Form der Auseinandersetzung?

Oliver Marchart grenzt sich in seinem theoretischen Impulsreferat von Pädagogik als Herrschafts- und Disziplinierungstechnologie ab und fragt nach den Möglichkeiten und Grenzen einer Pädagogik als Teil einer Praxis von Befreiung und self-empowerment. Beatrice Jaschke und Nora Sternfeld gehen auf Erfahrungen und institutionelle Erwartungen an die Vermittlung in Ausstellungen ein. 

 

02: Ausstellungstexte

Referenten: Andreas Hoffer und Stefan Nowotny
Moderation: Beatrice Jaschke und Nora Sternfeld (schnittpunkt)

13. Dezember 2003, 10.00–19.00 Uhr
Sammlung Essl, An der Donau Au 1, 3400 Klosterneuburg

Ausstellungstexte stellen ein eigenes Genre der Textproduktion dar, das spezifischen Regeln und Gesetzen folgt. Sie sind zumeist an der Wand angebracht, werden oft im Stehen gelesen und müssen dementsprechend leicht rezipierbar sein. Es handelt sich um eine Textsorte, die ihre AutorInnen nicht ausweist: Raum- und Objekttexte verschleiern die Positioniertheit ihrer Informationen. Sie stellen keine Thesen auf, sondern sprechen scheinbar objektiv. Sie drängen sich nicht auf, halten sich zurück, tun so, als ob nicht sie es wären, sondern die Objekte, die aus sich selbst sprechen würden. Sie suggerieren Nachvollziehbarkeit und Evidenz und geben eine Selbstverständlichkeit vor, die ihre Konstruiertheit ebenso verdeckt wie die institutionellen Rahmenbedingungen und Prämissen denen sie folgen. Sie sind damit ein wesentlicher Teil der Mittel, mit denen in Ausstellungen Wahrheitseffekte produziert werden.

In einem Workshoptag werden Beispiele von Textproduktion in Ausstellungen im Hinblick auf Autorität und Autorschaft, Sprache und Aufbau sowie auf implizite und explizite Konstruktionen von Wirklichkeit analysiert. Welche Botschaften, welche Diskurse werden durch Texte in Ausstellungen vermittelt und produziert? Inwiefern werden Unterscheidungen zwischen "befugten und unbefugten" SprecherInnen suggeriert? Wie lassen sich die Positionen überprüfen, aus denen gesprochen bzw. repräsentiert wird?
Andreas Hoffer gibt Einblick in die Praxis der Produktion von Raumtexten in der Sammlung Essl. Stefan Nowotny geht in einem theoretischen Impulsreferat einer Genealogie sprachlicher Herrschaftstechniken in Ausstellungen nach. 

 

01: Einführung

Vortrag: Renate Höllwart
Moderation: Beatrice Jaschke und Nora Sternfeld (schnittpunkt)

13. November 2003, 19.00 Uhr
Depot, Breitegasse 3, 1070 Wien

"Beispiele aktueller Vermittlungsansätze in Wien": Vermittlungsprogramme sind längst integraler Bestandteil zeitgenössischer Ausstellungsproduktion geworden. Zahlreiche Angebote für Erwachsene, Kinder und Jugendliche füllen die Drucksorten von Ausstellungsinstitutionen. Trotzdem wird Vermittlung in der Ausstellungsplanung und in der museologischen Auseinandersetzung in Wien immer noch kaum oder nur am Rande berücksichtigt. Dabei bezeichnete die Museumspädagogin und Vermittlungstheoretikerin Eva Sturm gerade die Wiener Vermittlungsszene in einem Vortrag in Kassel als "außergewöhnlich innovativ". Wie sieht diese Szene aus? Wer sind ihre AkteurInnen? Was sind die Grundideen und Prämissen, die hinter Vermittlungsangeboten stehen können? Was sind Ziele und welche unterschiedlichen Methoden werden angewandt? Ein Vortrag gibt einen Überblick über die aktuelle Wiener Vermittlungslandschaft und stellt beispielhaft unterschiedliche museumspädagogische Ansätze vor.

Mit freundlicher Unterstützung von bm:bwk und büro für kulturvermittlung