05: Audioguides
ReferentInnen: Andreas Spiegl und Luisa Ziaja
Moderation: Beatrice Jaschke und Nora Sternfeld (schnittpunkt)
17. Jänner 2004, 10.00–19.00 Uhr
basis-wien_MQ infopool, museumsplatz 1, 1070 wien
Audioguides kommen als Vermittlungsmedien in Ausstellungen zunehmend zum Einsatz, theoretische Reflexion und Auseinandersetzung gibt es jedoch noch wenig. Erste Experimente mit der Audio-Tour in Ausstellungen gab es bereits in den fünfziger Jahren; seit den 1990er Jahren kann man von einer expansionsartigen Verbreitung in internationalen Ausstellungshäusern sprechen. Mit einer gewissen Euphorie werden neue Möglichkeiten des Mediums diskutiert und erprobt. So werben internationale Akustik-Medienfirmen mit Slogans wie: "Bestimmen Sie selbst, ob Sie ihre persönliche Besucherführung per Knopfdruck starten möchten." Der Einzug von Audio Guides in das Vermittlungsrepertoire von Museen verdankt sich vor allem der Vorstellung, dass durch das Medium eine größere Selbstbestimmtheit der BesucherInnen gewährleistet ist. Interaktivität verspricht eine individuelle Auswahl von Objekten und persönliches Zeitmanagement für den selbst gewählten Rhythmus einer Ausstellungsführung. Hinzu kommt der Anschein, dass durch Zitate und Originaltöne Kontexte unmittelbarer vermittelt werden. Die dabei transportierten hierarchischen Verhältnisse einer "Stimme aus dem Off" als Leitsystem in Institutionen werden zumeist nicht thematisiert.
Der Workshop widmet sich den Möglichkeiten und Grenzen von Audio Guides als Vermittlungsmedien sowie einer theoretischen Infragestellung ihrer inhärenten Logiken und Mechanismen im Kontext von Institutionen. Inwieweit schreibt sich der Audio Guide in eine Geschichte der Kontrolle als "freiwillige Selbstregulation" von BesucherInnen in Ausstellungen ein? Während es eine lange Diskussion in der Filmtheorie über die Rolle der Off-Stimme im Dokumentarfilm gibt, bleibt diese Auseinandersetzung im Medium Ausstellung weit gehend ausgeblendet.
Im Kontext der Leitfrage "Wer spricht?" greift der Workshop Reflexionen über das Zusammenspiel von Sprache und Objekt in Ausstellungen sowie über die Wirkungsmacht der "körperlosen Stimme" des Audio Guides auf und fragt nach der Autorität von SprecherInnen die gehört werden, aber nicht gesehen. Luisa Ziaja gibt Einblick in konzeptuelle Hintergründe und praktische Umsetzungsfragen für einen Audio Guide im MUMOK, Wien. Andreas Spiegl untersucht die Eigenlogiken des Mediums und unterzieht die "Fernsteuerung" von sich scheinbar eigenständig bewegenden BesucherInnen einer theoretischen Analyse.